Samstag – Bienvenues chez vous!

Samstag – Bienvenues chez vous!

16.08.2025 1 Von Beate

Pünktlich um 7:30 Uhr stehen die deutschen Hotelgäste am Frühstücksbuffet. Das ist auch gut so, denn die drei Körnerbaguettes sind – schwuppdiwupp – verteilt, danach gibt es nur noch Croissants, Toast oder Waffeln. Sächsisch ist der Dialekt aller drei Reisegruppen im Saal. Kurze Zeit später kommen auch die anderen Hotelgäste, die Gespräche werden bunter.

Die Kraftfahrer fahren fix tanken, dann geht es zum Einkaufszentrum, wo die Hänger übernachtet haben. Ein freundlicher Nachbar passt Wolfgang ab und erklärt ihm auf Deutsch, dass hier viel gestohlen würde und es vielleicht besser wäre, die Hänger auf dem Segelflugplatz in der Nähe zu parken. Das sei nicht weit, nur etwa 15 Minuten. Ein guter Tip, den wir verfolgen werden.

8:45 Uhr werfen wir uns wieder auf die Autobahn. An unserem ersten Halt an der Aire de Marmont schiebt ein 6-7 Jahre alter Junge seine Mutti über den LKW-Parkplatz auf uns zu und lässt fragen, ob denn in den Anhängern Flugzeuge seien und ob wir einen speziellen Flugplatz ansteuern. Mein Französisch reicht aus, um die Fragen hinreichend zu beantworten. Seine Augen blitzen, aber er kommt nicht hinter seiner Mutti vor und beide gehen alsbald wieder in Richtung Schatten. Die Tücke des für die anderen unverständlichen Gesprächs: erst nachdem sie wieder gegangen sind und ich übersetzt hatte, meint Wolfgang: ach so, na da hätten wir ja mal einen Hänger aufgemacht. Zu spät…

Wir kullern gemütlich weiter und kommen mit wenig Stau bei Serres um 15:54 Uhr auf dem Aerodrome an. Die Parkplatzsituation ist angespannt. Das Thema unserer diesjährigen Reise scheint „wir machen mal was anders“ zu sein. An der Apfelplantage ist kaum Platz für unsere drei Hänger, geschweige denn für die gerüsteten Flieger. Wir quetschen die Hänger irgendwie dazwischen, aber Hubertus macht sich auf die Suche nach Alternativen, während sie gesichert werden. Dann gehts auf die letzte Etappe auf zum Häuschen.

Wir werden von Yoki, Clio, Michel, Muss und Kahis herzlich begrüßt: Bienvenue chez vous (Willkommen bei euch zu Hause)! Es kommt mir tatsächlich vor als kämen wir von einer langen Reise wieder nach Hause, wo die Familie schon auf uns wartet. Wir tauschen Nettigkeiten und Geschenke aus, werden auf den neuesten Stand der Dinge gebracht – die kleinen Nager vom letzten Jahr, eine Art Siebenschläfer, haben sich hier häuslich eingerichtet, schon alle Mandeln vom Baum geholt und machen sich gerade über die Äpfel und Pfirsiche her. Das Internet ist inzwischen ein High-Speed-Kabel, aber ansonsten kennen wir uns ja aus, alles wie immer.

Clio zeigt mir das Bilderbuch, das ich Kahis zu Ostern geschickt habe – sie hat alle Verse ins Französische übersetzt und erzählt, dass sie ihm immer beide Versionen vorliest. Kahis ist ziemlich müde und die Familie macht sich bald auf den langen Weg zu sich nach Hause.

Dieter und ich fahren schnell einkaufen, während Tobias, Wolfgang und Hubertus sich um die Flugzeuge kümmern und sich anmelden wollen. Als wir mit vollem Auto am Aerodrome ankommen, sitzt die Bande faul herum und hat Das Wichtige schon erledigt (das erste Bier). Man soll ja viel trinken bei der Wärme. Tja, dann dauert es eben jetzt länger. Ich lasse alle vier zurück und bringe die Einkäufe ins Haus. Die Männer bauen den Duo auf und kommen dann nach.

Ich konnte dieses Mal weder Bilder des Rüstvorganges machren noch die Zeit stoppen. Wer noch nicht weiß wie ein Segelflugzeug zusammengebaut wird, kann hier schauen, wie es 2022 gelaufen ist.

Es folgte der wichtigste Punkt der Tagesordnung – der Videoanruf bei meiner Nichte, die gestern 18 Jahre alt geworden ist. Da wir bei der Party nicht persönlich dabei sein konnten, habe ich versprochen, per Video vorbei zu schauen. Den Sekt hatte ich dabei und gut gekühlt, Partygäste im Hintergrund, und gutes Internet mit stabiler Verbindung. Alles hat geklappt! Bei ihr lagen Pulled-Pork-Burger auf dem Grill…

Unser Abendessen – Nudeln mit Resten von der Fahrt – nehmen wir bei kuscheligen Temperaturen auf der Terrasse ein. Tobias schockte uns noch mit dem Wetterbericht für die kommende Woche. Abkühlungen auf dauerhaft 22 Grad? Nönönönönö. Dafür hab ich nicht gepackt. Als ich am Donnerstag ins Wetter geguckt habe, war da nie weniger als 27 angezeigt. Und das nur an einem einzigen Tag, sonst wurden immer über 30 versprochen! Naja, dann muss ich eben shoppen gehen. Wie schade….

Auf dem Weg zum „Reaktor“ – dem Komposter hinter dem Parkplatz – bemerkte ich Bewegung am Wegesrand. Es stellte sich heraus, dass Hector und seine Freundin damals wohl Nachwuchs hatten. Eine gut männerfaustgroße Kröte war ziemlich flott unterwegs in Richtung Lavendel, eine etwas kleinere flitzte hinterher. Jetzt fehlt nur noch der Leguan, dann sind alle da.

Nach dem Essen beobachteten wir noch eine Weile den Siebenschläfer, der über das Sonnensegel und durch den Apfelbaum turnte und putzige Geräusche machte. Irgendwann aber waren wir alle fertig für den Tag und so machten wir das Licht aus und die Augen zu.