Himmelfahrtsausritt 2007
Lange haben wir uns darauf gefreut – endlich ist Himmelfahrt und unser großer Wochenend-Ausritt nach Reuthen kann losgehen. Die Männer haben die Strecke geplant und abgefahren, jeder hat sich und seinen equiden Partner fit gemacht so gut er es vermochte, alles ist vorbereitet. Vergeblich haben wir gehofft, dass Come&Go rechtzeitig genesen würde, aber es sollte nicht sein.
In letzter Minute mußte auch einer der Mitreiter noch auf den Ausritt verzichten. Trotzdem würden wir mehr Reiter als Pferde sein. So entschieden wir, dass anstatt einen Reiter zurück zu lassen, wir alle gemeinsam starten und uns nach Bedarf die Reitzeiten teilen. Wer nicht reitet, konnte ja das Auto bedienen. Das ist zu zweit auch lustiger als allein.
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Samstag davor
Wir trafen uns kurz nach dem Mittag am Stall, um die letzten Vorbereitungen zu treffen – etliche Pferde mußten beschlagen, die Sättel geputzt und das Lederzeug kontrolliert werden. Jeder hatte ordentlich zu tun – wer nicht direkt mit Reisevorbereitungen beschäftigt war, kümmerte sich um Hof und Stall. Nach getaner Arbeit gab es noch die finale Besprechung bei Rinds-Grillwürstchen und stärkenden Getränken auf Hopfenbasis.
Donnerstag – Himmelfahrt

Endlich soll es losgehen. Wir treffen uns halb acht am Stall um die Pferde zu putzen und zu satteln, alles Gepäck zu verladen, Futtersäcke und die vielen Wasserkanister (wir brauchen 220 Liter für unterwegs) zu befüllen. Halb neun kam der Transporter, der die Pferde nach Uhyst bringen sollte. Das Verladen ging zunächst ganz gut, bis als dritte Caro auf dem Hänger stand. Nach etlichem Tumult wurde der kleine Hänger umgepackt, damit Caro in Einzelhaft transportiert werden konnte. Da die Pferde jetzt so aufgeregt waren, dass an einen Sammeltransport nicht mehr zu denken war, fuhr der Transporter zwei Runden mit jeweils nur vier Pferden. Die erste Truppe mußte nun am Sammelplatz etwa eine Stunde warten, bis der Rest der Mannschaft eintraf. Die Wartenden vertrieben sich die Zeit mit Spazieren gehen, Paarfotografie, Radfahrer erschrecken und Frühstücksbrötchen mit Knackern. Nachdem die zweite Gruppe ankam, ging alles ganz fix – Sättel nochmal ordnen, aufsitzen und ab die Post. Inzwischen war es schon fast halb zwölf, aber wir hatten ja Zeit. Trotzdem muß man ja nicht trödeln.
Wir genossen den Ritt durch das Tagebaugebiet, alles lief geordnet und sicher. Die Pferde waren munter, die Reiter ausgeruht, sogar das Wetter passte. Zur Mittagspause – ein Stück nach der halben Strecke – empfing uns das Fahrerteam am Waldrand mit reich gedecktem Tisch, lauschigen Bäumen mit offenbar leckerer Rinde für die Pferde und heiß ersehnten Getränken für alle – wobei die Pferde unser mitgebrachtes Wasser größtenteils verschmähten.
Nach etwa einer Stunde ging es ausgeruht weiter zur letzten Etappe des Tages. Kerstin und Markus lösten Wolfgang und Wolfram im Auto ab, um uns am nächsten Treffpunkt, einem Wald-Bahnübergang, über die Schienen zu helfen.

In Reuthen angekommen wurden wir vom Stallmann empfangen und die Pferde bekamen ihre frisch eingestreuten Boxen und große Heuhaufen. Alle waren knülle, aber es gab noch viel zu tun. Die Pension hatte einen personellen Engpass und wollte eigentlich noch vor 20:00 Uhr die Bedienung nach Hause schicken, aber es gelang Wolfgang mit viel Charme und Vorbestellung unseres Abendmenüs, die Wirtin auf kulinarische Betreuung bis mindestens 20:30 Uhr zu handeln. Währenddessen konnten wir die Pferde in Ruhe absatteln und zum Duschen bringen. Als dann genug Ruhe in den Stall kam, dass die ersten Pferde anfingen am Heu zu knabbern, konnten wir in Richtung Wolfshainer Hof aufbrechen. Später würden die Pferde noch Kraftfutter bekommen, aber erst sollten sie sich noch ein wenig mehr ausruhen.
In der Pension angekommen versorgte uns die überaus freundliche Bedienung auf das Beste. Nachdem der erste Durst und der große Hunger gestillt waren, und die junge Dame ganz bestimmt nicht länger bleiben konnte, brachte sie sogar noch ein Kontingent an Getränken in den Biergarten, über das wir frei verfügen durften und welches nach Verbrauch auf Vertrauensbasis abgerechnet werden sollte.
Inzwischen war auch ein Teil von uns wieder in Richtung Stall unterwegs, um den Pferden den Abendhafer zu servieren und nach dem Rechten zu sehen. Offenbar hatten die Pferde die Tour generell gut überstanden und konnten bis auf Lunika schon etwas entspannen. Nachdem sie eine andere Box beziehen durfte, in der sie ihre Freundinnen sehen konnte, wurde sie auch ruhiger und begann zu fressen.
Für uns Menschen war der Tag dann auch recht bald zu Ende.
Freitag

Heute sollten die Pferde frei haben und für uns stand eine Kremserfahrt durch die reuthener Umgebung auf dem Spielplan. Doch zunächst wollten wir unseren equiden Partnern noch etwas Wellness gönnen. Da sie nicht gemeinsam auf die Koppel durften, gingen wir auf der Suche nach dem besten Grashalm paarweise auf der Wiese spazieren. Als es den Vierbeinern dann genehm war, durften wir zur Ganzkörper-Bürstmassage übergehen und die letzten Reste Reisestaub aus Fell, Mähne und Schweif arbeiten. Natürlich mit Möhren-Pralinchen zwischendurch. Währenddessen ging der Zimmerservice durch die Boxen – wer kein Pferd an der Hand hatte, hat gemistet, neu eingestreut und Heu aufgehäuft.
Als es für die Menschen an der Zeit war aufzubrechen, wurden die Boxen mehr oder weniger widerwillig wieder von ihren Bewohnern bezogen. Manch einer wäre wohl gerne noch etwas spazieren gegangen, andere wollten ihre Ruhe haben.

Pünktlich um halb zwei bestiegen wir am vereinbarten Treffpunkt in Turnierhelfer-Uniform den Kremser. Bereits zum Frühstück hatte Markus uns mit den wichtigsten Eckdaten zu Reuthen, dem Moor und dem Park vertraut gemacht. Während der Fahrt genossen wir noch in aller Ruhe einen Imbiss aus den restlichen Brötchen und Knackern von gestern sowie selbst gebackenem feinem Kuchen.
Unser Fremdenführer war schon ein Original. Er erzählte pausenlos, manchmal gleich mehrere Geschichten parallel. Einige davon auch zu Reuthen und unserem jeweiligen Standort. Unsere Tour führte durch den Wald am Moor entlang, nach Bohsdorf zur Erwin-Strittmatter-Gedenkstätte „Der Laden“, zum Aussichtsturm am Ufer des Felixsees und wieder zurück nach Reuthen an den Richterturm, wo wir vom Reitsportverein sehr herzlich begrüßt wurden.

Inzwischen war Iris auch vom Einkaufen zurück und hat Emma mitgebracht.
Im Laufe des Abends konnten wir bei Grillwürstchen und Steaks alte Bekanntschaften vom letzten Jahr wieder auffrischen, Geschichten austauschen und gemeinsam lachen. Unser Fremdenführer wollte uns unbedingt noch seine zwei Hengste und ihre Kunststücke zeigen, und wurde schnell sehr ärgerlich als er merkte, dass die Zeit dazu nicht wirklich ausreichte. Um die plötzlich arg angespannte Stimmung zwischen dem Verein und dem Fremdenführer – der uns auch am nächsten Tag noch begleiten sollte – etwas abzumildern, teilte sich unsere Gruppe auf. Wir Mädchen, Hagen und Wolfgang gingen zur „Hengst-Show“ und die anderen Männer widmeten sich der Beziehungspflege mit dem Verein. Unser Eindruck der Vorführung war recht durchwachsen, vielleicht auch weil die Stimmung schon etwas gedrückt und der Abend ziemlich fortgeschritten war.
Zurück am Richterturm hatten wir noch eine schöne Zeit, wenngleich uns Baschützern recht bald der Bettzipfel winkte und wir aufbrechen mußten. Wir trösteten uns gegenseitig damit, dass wir im August das ganze Turnierwochenende miteinander verbringen würden.
Samstag

Unser heutiger Tagesplan war ein Ritt zur Schokoladenmanufaktur Felicitas in Hornow. Herr Müller hatte im Vorfeld beim örtlichen Verein zwei Pferde organisiert, damit alle mitreiten können. Nicht so ganz geplant war jedoch, dass Emma noch kurzfristig unsere Gruppe erweitern und wieder ein Pferd weniger als Reiter anwesend sein würde. Schnell entschlossen wurde ein Veloziped mit Halfter-Transportkorb organisiert, mit dem Herr Müller schließlich unsere Gruppe begleitete.
Unser Fremdenführer war es entweder nicht gewohnt, so große Gruppen anzuführen, oder es war einfach seine allgemein flatterige Art – der Ritt wurde zum abenteuerlichen Erlebnis. Die hinteren Reiter hatten jedenfalls ordentlich zu tun, um bei der Gruppe zu bleiben. Sei es drum, irgendwann kamen wir heil an der Manufaktur an. Für die Pferde waren ausreichend Anbindevorrichtungen vorhanden, aber alle ohne Schatten. Es war drückend heiß.

Einige Männer blieben draußen bei den Pferden, während der Rest der Gruppe sich in das Manufaktur-Café verkrümelte.

Nach einem ausgiebigen Blick in die Schauwerkstatt lockte dann doch die Eiskarte und Aussicht auf ein kühles Getränk zu sehr in die Gaststube. Auch die Männer draußen waren versorgt und hatten ein schattiges Plätzchen gefunden. Dennoch zogen wir den Besuch in Café und Chocolaterie nicht zu sehr in die Länge und verzichteten auf den Filmvortrag, um die Pferde nicht zu lange in der prallen Sonne stehen zu lassen.
Der Rückweg nach Reuthen führte uns über Felder und Wiesen, Wald- und Radwege. Auf dem Stallhof war heute großes Hoffest mit viel Trara, neugierigen Kindern, Luftballons und Hüpfburg. Wir blieben so lange es ging noch am Stall, um die Aufregung weitestgehend draußen zu halten.

Diesen Abend ließen wir wieder im Biergarten an der Pension ausklingen. Trotz der großen Jugendweihefeier in der Gaststube war die Schankmaid immer schnell und mit einem fröhlichen Lächeln zur Stelle wenn wir einen Wunsch hatten.
Da wir am nächsten Morgen ob der zu erwartenden hochsommerlichen Temperaturen sehr früh – noch vor Dienstbeginn des Personals – aufbrechen wollten, wurde alles Frühstücks-Zubehör in die Ferienwohnung bei Wolfgang und Wolfram eingelagert, so daß wir sehr unabhängig in unserer Zeiteinteilung sein würden. Mit dem Verein war schon vereinbart, dass wir die Pferdeboxen nicht mehr beräumen müssen, auch das kam unserer Zeitplanung für den morgigen langen Tag sehr entgegen.
Gegen halb elf/elf waren die meisten dann schon in der Falle verschwunden.
Sonntag
Die Vögelein krakeelten in Erwartung des heißen Wetters schon halb fünf in der Frühe fröhlich vor unseren Fenstern. Kurz vor sechs startete die Füttermannschaft zu den Pferden, während wir Mädchen noch etwas Zeit zum Aufwachen haben durften (wie jeden Morgen, einen ganz lieben Dank an unsere Männer!), bevor es ans Tisch decken ging. Der Morgen war angenehm frisch, der Biergarten der ideale Platz und die Brötchen in genau dem Moment fertig aufgebacken als der Transporter wieder auf den Hof rollte. So konnten wir kurz vor sieben schon frühstücken.
Ohne Eile, aber auch ohne zu trödeln, kam das Gepäck in den Hänger und wir verabschiedeten uns vom Wolfshainer Hof. Die Pferde begrüßten uns heute etwas aufgeräumter als gestern, wir blieben gut im Zeitplan und ritten kurz nach neun vom Hof.

Nach einiger Zeit mußten wir feststellen, dass wir an einem anderen Ort waren als wir sein wollten. Ein sehr netter älterer Herr bot sich als Retter an und führte uns per Fahrrad auf den richtigen Weg zurück. Es sollte nicht der einzige Umweg des Tages bleiben. Die Sonne brannte schonungslos auf uns herab, das Telefonnetz wurde auf beiden Seiten immer dünner und die Stimmung in der Gruppe von Stunde zu Stunde gereizter, aber schließlich fanden wir doch unsere vereinbarten Treffpunkte – wenn auch mit etlicher Verspätung.
Nach der Mittagspause im kühleren Wald und der Stärkung von Körper und Geist wurde das Autoteam nach Baschütz geschickt, um neues Wasser für die Pferde zu besorgen und den Hänger für Caro und Wallenstein auszuräumen, der Pferdetransporter und die Personenbeförderung bekamen unsere Ankunftszeit genannt und wir nahmen die letzte Etappe unserer Tour in Angriff. Gegen sechs Uhr abends trafen wir auf unserer Lichtung ein, die Getränke für Pferde und Reiter standen bereit, ebenso wie die Helfer – und alle waren froh dass wir es geschafft hatten.
In Ruhe bekamen die Pferde nochmal reichlich Wasser, wir sattelten ab und stillten dann unseren eigenen Durst. Caro (mit Maulkorb) und Wallenstein wurden in den Hänger verladen, die anderen Pferde kamen alle zusammen auf den Transporter. Schließlich stapelten wir die Sättel und alles Kleinzeug in die beiden PKW und brachen in Richtung Baschütz auf.
Zeitgleich mit dem Transporter kamen wir auf dem Hof an, gerade richtig um die Pferde zu ihren eigenen Boxen zu bringen.

Man hat ihnen allen angesehen, wie ihnen ein Stein vom Herzen fiel, endlich wieder den eigenen Stall zu sehen. Die baschützer Stallmannschaft hatte schon Heu und Hafer vorbereitet, beides wurde mit großem Appetit in Angriff genommen. Bis die Pferde versorgt waren und auf die Koppel konnten, die Menschen sich soweit erholt hatten und der Tag ausgewertet war, war es schon um neun. Müde rollten wir alle vom Hof, die Montags-Reiter in Übereinkunft, morgen nicht zu reiten sondern sich nochmal um das Sattelzeug zu kümmern.
Danke
Alles in allem hatten wir ein körperlich zwar recht anspruchsvolles, aber zauberhaftes Wochenende. Pferde und Reiter sind bis auf kleinere Blessuren heil und gesund wieder angekommen. Auch wenn hier und da mal etwas nicht optimal verlaufen ist – beim nächsten Mal machen wir es besser, versprochen!
Wir hatten gemeinsam Spaß, konnten vier Tage lang die Seele baumeln lassen und einfach mal weg sein. So weit weg wie es überhaupt geht, nämlich ganz und gar bei uns selbst, den Pferden und unserer Reitergemeinschaft.
Uns Reitern ist bewußt, dass dieses Wochenende ein sehr spezielles Erlebnis war und wir sind sehr dankbar, dass wir dabei sein durften.
Wir bedanken uns besonders bei Herrn Müller, der uns dieses Wochenende überhaupt erst ermöglicht hat;
bei den Pferden für das Vertrauen und ihre Geduld, uns das ganze Wochenende zu schleppen;
bei der reuthener Mannschaft für die Unterbringung und Versorgung der Pferde und Reiter;
bei der baschützer Mannschaft, die sich während des Wochenendes um Stall und Hof gekümmert haben;
beim Team des Wolfshainer Hofes, wir haben uns ausgesprochen wohl und gut versorgt gefühlt.
Und wir danken allen, die auf ihre Art direkt oder indirekt geholfen haben, uns ein schönes Wochenende zu bereiten – sei es durch Transport von Pferden oder Menschen, das Legen von frischen Bio-Eiern oder einfach die Anwesenheit im Hintergrund und die Bereitschaft, mit anzupacken.
… na dann die Abteilung bitte fertig machen und aufsitzen… und im Arbeitstempo GAAA..lopp…